In Krisenzeiten leidet die Planbarkeit und viele Orientierungspunkte gehen verloren. Umso wichtiger sind gemeinsam gelebte Werte und Führungsgrundsätze, die nicht nur Mitarbeitenden, sondern auch Führungskräften Halt und Orientierung geben können.
Gerade in schwierigen Phasen gewinnen verinnerlichte Unternehmenswerte und Führungsgrundsätze an Bedeutung. Dabei sind nicht Darstellungen auf Hochglanzbroschüren oder blumige Formulierungen auf der Website gemeint, sondern die tatsächlich erlebbare Zusammenarbeit und der zwischenmenschliche Umgang innerhalb des Unternehmens!
Es lohnt sich – gerade und erst recht in Krisenzeiten – sich an diese Pfeiler, Leitplanken, Wegweiser, Gerüste und Regeln zu erinnern und danach zu leben. Bei Unsicherheit sind dies nämlich wichtige Hilfen, um den richtigen Weg zu finden und zu gehen. Dabei bedarf es gar keiner komplizierter Regeln – wichtig ist lediglich, dass sich die Menschen im Unternehmen mit diesen Leitlinien identifizieren können und diese entsprechend verinnerlichen.
Beispielsweise wird in fast allen Unternehmen, in welchen Mitarbeitende engagiert sind, dem Faktor «Mensch» ein besonderer Wert zugesprochen. In der Krise zeigt sich nun, ob dieser Wert auch tatsächlich gelebt wird.
Die Krise bringt Spannungen und Konfliktpotenzial mit sich
Die aktuelle Situation bedeutet eine riesige Herausforderung auf allen Hierarchiestufen, sowohl beruflich/unternehmerisch als auch privat. Vor allem aber sind Führungskräfte gezwungen, schwierige Entscheidungen von grosser Tragweite kurzfristig treffen zu müssen, ohne dass sie sich dabei Zeit für eine souveräne Entscheidungsfindung nehmen können.
Dies hat zur Konsequenz, dass Entscheidungen bisweilen nicht in der zuvor üblichen Qualität getroffen werden können – und so erhöht sich das Risiko, dass sich Entscheide im Nachhinein als falsch herausstellen können. Nebst der sonst schon angespannten wirtschaftlichen Lage erhöht sich dadurch das unternehmerische Risiko und das menschliche Konfliktpotenzial innerhalb der Firma.
Gerade deshalb ist es wichtig, Werte zu leben und einen positiven Umgang miteinander zu pflegen. Das Leben ist nicht nur schwarz und weiss, sondern profitiert von der Vielfalt verschiedener Einflüsse und lebt von der Akzeptanz unterschiedlicher Ansichten und Meinungen. Gesucht wird schlussendlich ein transparentes, ehrliches, kreatives, tolerantes, wertschätzendes und authentisches Grau, mit welchem sich alle Beteiligten identifizieren können.
Phasen wie die momentane Corona-Krise, in welcher die Unternehmen im Ausnahmezustand und ausserhalb jeglicher Planbarkeit operieren, mit Auftragseinbrüchen oder plötzlicher Überbelastung zu kämpfen haben, bieten die Chance, seine Werte und vor allem ihre Umsetzung zu hinterfragen. Denn gerade in Krisenzeiten werden Werte besonders stark erlebbar und zeigt sich der positive oder eben auch negative Umgang im Unternehmen.
Werte und Führungsgrundsätze als Orientierung im Konfliktfall
In schwierigen Situationen stehen auch unpopuläre, schmerzliche Entscheidungen an. Viele Unternehmen sehen sich gezwungen (oder stehen kurz davor), Kündigungen auszusprechen, um überleben zu können – auch an langjährige, treue und engagierte Mitarbeitende.
Hier trennt sich dabei die Spreu vom Weizen, was die gelebten und verinnerlichten Unternehmenswerte betrifft: Denn auch wenn die Trennung der wirtschaftlichen Situation geschuldet ist und sich die Mitarbeitenden nichts vorzuwerfen haben, so lösen Kündigungen dennoch naturgemäss Enttäuschung, Trauer und Zukunftsängste aus. Eine offene Unternehmenskultur hilft in diesem Moment, Spannungen abzubauen und Sicherheit zu geben; denn gute Mitarbeitende haben es verdient, sich moralisch als erfolgreiche Persönlichkeit auf das nächste berufliche Engagement vorbereiten zu können!
Entscheidend ist es, sich in Belastungsphasen auf Werte und Führungsgrundsätze besinnen zu können. Auch Verträge und Gesetze entfalten ihren vollen Nutzen erst bei Uneinigkeit und Differenzen. Frustration entsteht nämlich aus Missverständnissen durch eine Sinnverzerrung zwischen dem, was gesagt und umgesetzt wird – also zwischen Botschaft und Realität.
Die Krise als Chance auch für die Werte und Führungsgrundsätze nutzen
Wie alles Andere auch sind Werte und Führungsgrundsätze in der Regel (noch) nicht perfekt. Sie sind idealerweise an die Erfahrungen und Bedürfnisse des Normalbetriebs angepasst – aber erst in Ausnahmesituationen macht sich die wahre Unvollständigkeit einer Lösung bemerkbar und es kann gelingen, sie zu ergänzen und weiterzuentwickeln.
Natürlich muss das Rad nicht neu erfunden werden, doch Stagnation bringt keinen Erfolg. In einer Krisensituation ist es natürlich nicht einfach, für Neuerungen – erst recht ausserhalb der aktuell vordringlichen operativen Herausforderungen – offen zu sein und die Bereitschaft und den Willen zur Umsetzung von Weiterentwicklungsmassnahmen mitzubringen. Doch es sollte jeder Führungspersönlichkeit bewusst sein, dass sich gerade in heiklen Phasen zwangsweise neue Aspekte zeigen und andere Blickwinkel auftun. Gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen können sich ändern, wodurch neue Wege und Möglichkeiten geschaffen werden. Bildlich gesehen kann ein solches «gesellschaftliches Erdbeben» durchaus ungeahnte «Schätze» zum Vorschein bringen.
Fazit
Gerade in heiklen Situationen stehen wir besonders unter Beobachtung und können unsere Fähigkeiten unter Beweis stellen. Damit dies aber erfolgreich gelingt, sind Orientierungshilfen und Unterstützungen von grösstem Nutzen – und genau dies können Werte und Führungsgrundsätze bieten, wenn Sie denn auch tatsächlich konsequent gelebt werden. Seien wir also bereit, uns gemeinsam dieser Instrumente nutzenbringend zu bedienen!